Zuletzt aktualisiert 18. Februar 2018
Angela Merkels ehrliche Antwort auf die Frage, was sie eigentlich will, würde wahrscheinlich lauten: „Ich will alles richtig machen.“ Das zeichnet sie seit ihrer Schulzeit aus, und das ist ihr regelmäßig durchaus gelungen – bevor sie in die Politik ging.
Merkel ist hochintelligent. Und Physikerin. Ihr Abitur-Durchschnitt war 1,0, ihre Dissertation schrieb sie im Vor-Internet-Zeitalter – ohne abzukupfern – und erhielt dafür die Note „sehr gut“. Physik und Russisch waren ihre Lieblingsfächer.
Merkel ist skandalfrei. Eine „Me-Too“-Geschichte werden wir von ihr und über sie nicht zu hören bekommen. Alleine schon aus Mangel an Gelegenheit. Dummheiten aller Art entsprechen nicht ihrem Naturell.
Merkel wurde anfangs unterschätzt. So geht es vielen intelligenten Frauen. Aber bei ihr waren die Gründe besondere: Sie wirkte zunächst nicht nur nicht wie ein klassischer Machtmensch – sondern war es wohl auch nicht. Sie wuchs hinein in den Parteibetrieb und erlernte unter Fehlern seine Regeln, so, wie sie sich früher eine physikalische Formel angeeignet hat. Wie immer lernte sie perfekt und wandte die erworbenen Kenntnisse in aller Unschuld an, als sei sie darauf aus gewesen, von Helmut Kohl oder vom Papst mit einem „sehr gut“ benotet zu werden – wie gehabt.
Ihre Gegner in der Union zerlegte sie, wie ein Biologie-Student einen Frosch seziert. In aller Unschuld …
Dass es dem eigenen Fortkommen in einer politischen Hierarchie nicht dient, auf bestimmten materiellen politischen Vorstellungen zu beharren, ist eine Binsenweisheit, die Merkel schnell verinnerlicht hatte. Die Konsequenz, mit der sie das Prinzip der Prinzipienlosigkeit zu ihrem Markenzeichen erhob, mag bei oberflächlicher Betrachtung verblüffen. Es gilt aber, zu bedenken, dass Angela Merkel für den – prägenden – größeren Teil ihres Lebens ein relativ unpolitischer Mensch gewesen ist. Warum also sollten ihr jetzt mit einem Mal bestimmte politische Überzeugungen wichtig sein?
Merkel hat als Bundeskanzlerin jahrelang nicht brilliert, aber funktioniert. Sie konnte sich halten, weil es innerhalb der politischen Klasse niemanden gab, der in der Öffentlichkeit als deutlich bessere Amtsbesetzung wahrgenommen worden wäre. Das sagt eher etwas aus über den Politikbetrieb in toto, als dass es zur Erhellung des Phänomens Angela Merkel beiträgt.
Wie nur – um alles in der Welt – konnte sich diese Frau so lange oben halten? – Das werden sich unsere Nachfahren fragen, und es wird ihnen schwer fallen, zu verstehen, wie in Zeiten des Niedergangs eines Volkes Parameter verschoben und Perspektiven unscharf werden.
Was bleibt, ist die Hoffnung, dass Merkels Fall für Deutschland den Moment einer Bodenbildung im Abwärtstrend markieren wird.
Ja, diese Hoffnung bleibt: Kein Unglück währt ewig.