Zuletzt aktualisiert 29. Juli 2018
Ende September erscheint der türkische Präsident Recep Erdogan zum Staatsbesuch in Deutschland. Äußerlich ist alles wie bei jedem anderen offiziellen Termin eines ausländischen Staatsoberhauptes. Tatsächlich aber ist alles anders, denn Erdogans Besuch ist nicht nur an den deutschen Politikbetrieb adressiert, sondern auch an Millionen in Deutschland lebende Türken. Sie hat der Sultan ausdrücklich und wiederholt dazu aufgefordert, in der Fremde ihre sprachliche, kulturelle und religiöse Identität zu bewahren – sich also nicht etwa als Türken in Deutschland zu integrieren, sondern eine türkische Diaspora in Europa zu bilden.
Dem steht der türkische Staat helfend zur Seite. Die Türkisch-Islamische Union DITIP hat eine türkische Parallelverwaltung auf deutschem Boden errichtet, mit tatkräftiger Hilfe deutscher Behörden und Politiker. In türkischen Moscheen in Deutschland wird Scharia-Recht gesprochen. Und das türkische Fernsehen findet per Satellitenschüssel seinen Weg in die gute Stube der in Deutschland lebenden Türken, die regelmäßig politisch mobilisiert werden, wenn in der Türkei wieder einmal eine Wahl ansteht.
Die Mehrheit der in Deutschland lebenden Türken unterstützt Erdogans Politik. Das belegt ihr Wahlverhalten. Sie trotzen den halbherzigen deutschen Integrationsbemühungen und sind stolz darauf, Türken zu sein. Falls sie die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen, dann oft aus taktischen und insbesondere aus finanziellen Gründen, aber nicht, weil sie etwa Deutsche werden wollten.
Gegenüber dieser Entwicklung zeigt sich der deutsche Politikbetrieb macht- und einfallslos. Die schöne neue Welt des Multi-Kulturalismus scheitert nicht an den schafsgeduldigen Deutschen, die mehrheitlich jeden Unsinn für bare Münze nehmen, den ihnen die Massenmedien vorsetzen. Er scheitert am Lebensmotto türkischer und arabischer Zuwanderer, die für sich entschieden haben: „Ich will so bleiben, wie ich bin.“
Und so kann sich Recep Erdogan bei seinem Staatsbesuch in Deutschland durchaus als Volkstribun der hier lebenden Türken fühlen. Als einer, der nicht einfach nur ein fremdes Land besucht, sondern ein türkisches Kolonialgebiet inspiziert.
Und als einer, der damit langfristig auch Erfolg haben wird – falls sich nicht die Deutschen früher oder später für eine grundlegend andere Politik entscheiden.