Zuletzt aktualisiert 17. August 2024
Recep Erdogan hat sich verkalkuliert. Mit dem politischen Auftreten im Stil eines osmanischen Sultans hat er Angela Merkel um den Finger gewickelt und Emmanuel Macron eingeschüchtert – aber der Mann im Weißen Haus ist eine Nummer zu groß für ihn. An Donald Trump beißt er sich die Zähne aus.
Eine Andeutung Trumps, nicht mehr als eine Andeutung genügte, um die auf tönernen Füßen stehende türkische Wirtschaft zu erschüttern. Im Streit um den evangelikalen US-Pfarrer Andrew Brunson, der seit Oktober 2016 in einem türkischen Gefängnis einsitzt, verhängte Trump Sanktionen gegen zwei türkische Minister. Eine moderate Maßnahme ohne realwirtschaftliche Auswirkungen. Aber das Symbol genügte, um die türkische Währung auf Talfahrt zu schicken.
Seither beschimpft Erdogan den US-Präsidenten und fordert seine Landsleute zu einem Boykott von US-Produkten auf. Zuletzt verlangte er, die Türken mögen keine amerikanischen elektronischen Geräte mehr kaufen. Trump antwortete mit Zöllen auf türkische Stahl- und Aluminium-Importe. Daraufhin begann die nächste Phase der Talfahrt der türkischen Wirtschaft, obwohl das betroffene Handelsvolumen überschaubar ist.
Die Märkte haben das Vertrauen in die Türkei verloren, deren Wirtschaftswachstum sich überhitzt hatte. Jetzt folgt die überfällige Korrektur.
Erdogans macht stößt an eine Grenze, und die setzt ihm das wirtschaftlichen Entwicklungspotential der Türkei. Damit scheitert auch seine Strategie, über Geiselnahmen außenpolitische Entscheidungen zu erzwingen. Denn Donald Trump lässt sich von nichts und niemandem zwingen – ihn beeindruckt offenbar der Zwergenaufstand des Möchtegern-Sultan nicht im geringsten.
Recep Erdogan fordert von den USA die Auslieferung seines religiösen und politischen Konkurrenten Fethullah Gülen, dem er vorwirft, seine Herrschaft in der Türkei untergraben zu wollen. Da streiten sich zwei radikal-islamische Brüder im Geiste. Es geht nicht um bedeutende ideologische Differenzen, sondern um einen Machtkampf innerhalb der Familie des politischen Islam.
Mit der willkürlichen Inhaftierung Brunsons wollte sich Erdogan einen Faustpfand für die Auslieferung Gülens verschaffen. In Verhandlungen mit Merkel & Co. funktioniert diese Strategie bestens: die zeigt sich gegenüber dem Herrscher am Bosporus willfährig, um beispielsweise die Freilassung von Journalisten zu erreichen, die Erdogan mit geringem Aufwand einfängt, um sie als politische Handelsware zu verwerten.
Trump spielt da nicht mit. Gott sei Dank! Denn Erdogan hätte freie Hand für weitere Willkür, falls jeder auf seine Methoden so defensiv reagieren würde, wie es Merkel & Co. getan haben.
Trump stoppt Erdogan. Wir Deutschen haben Grund, ihm dafür dankbar zu sein!
Foto: Recep Tayyip Erdogan, CC-Lizenz, Urheber: