Zuletzt aktualisiert 10. November 2019
Zum 30. Jahrestag des Mauerfalls hat der letzte Chef der SED, Egon Krenz, anerkennende Worte für Bundeskanzlerin Angela Merkel gefunden. „Die Entscheidung, die sie im Zusammenhang mit den Flüchtlingen getroffen hat, hätte ich genauso getroffen. Das ist eine humanistische Frage“, erklärte der Genosse Krenz im Interview mit der „Berliner Zeitung“. Die Grenzöffnung am 9. November 1989 sei für die meisten Menschen in Deutschland eine Art Volksfest gewesen, aber „für mich war es die schwerste Nacht meines Lebens“. Am 9. November 1989 habe der Genosse Schabowski leider Mist gebaut, weil er die Sperrfrist der Pressemitteilung für die Grenzöffnung nicht beachtet habe. Er selbst, Krenz, dagegen habe alles richtig gemacht: „Dank der Besonnenheit unserer Grenzer, die meinen schon früher gegebenen Befehl zur Nichtanwendung der Schusswaffe strikt befolgten, kam es zu keiner Eskalation mit unübersehbaren Folgen.“
So ähnlich dürfte Angela Merkel auch über ihre eigenen Entscheidungen beispielsweise im Jahr 2015 denken. Das verbindet offenbar. Krenz ist stolz auf Merkel und sieht einen Teil ihrer „Leistung“ auch bei dem, was er selbst mit erarbeitet hat: „Die erstklassige Ausbildung, die sie an den Schulen und Universitäten der DDR erhalten hat, wird ihr beim Regieren schon geholfen haben.“
Besorgt zeigt sich der Staatsratsvorsitzende a.D. über die Wahlerfolge der AfD: „Dass die Gesellschaft auch in der DDR gespalten war, ist ja kein Geheimnis. Im heutigen Deutschland hat die Spaltung eine neue, widerliche Spielart, den beklagenswerten Zulauf zur AfD. (…) Es gibt keine Kränkung der Ostdeutschen, die groß genug wäre, um AfD zu wählen. Dass die AfD heute relativ groß ist, liegt am Versagen aller im Bundestag vertretenen demokratischen Parteien.“
Konstruktive Kritik übt Krenz an der Partei Die Linke, die die übergeordneten politischen Zusammenhänge nicht richtig verstanden habe: „Sonst hätte man mich ja nicht ausgeschlossen.“
Nichts ist so gut, dass man es nicht noch optimieren könnte, und so richtet Krenz abschließend einen politischen Wunsch an seine hervorragend ausgebildete Genossin Merkel: „Bessere Beziehungen zu China.“
Foto: CC-Lizenz, Bundesarchiv