Zuletzt aktualisiert 2. Januar 2020
Die Neujahrsnacht verlief ruhig in Berlin-Kreuzberg und in der Hamburger Hafenstraße. Die dortige linke Szene ist zusammen mit ihrer Ideologie alt geworden. Sie hat sich in den Verhältnissen einer globalisierten, kapitalistisch geprägten Welt eingerichtet und randaliert nicht mehr spontan, sondern bestenfalls noch vor laufenden Fernsehkameras mit monatelangem Vorlauf, falls Donald Trump zu Besuch kommt oder ein Finanzinvestor finstere Pläne umzusetzen versucht.
Auch in den meisten multi-kulturellen Zentren der deutschen Großstädte gab es weder muslimische, noch linke Ausschreitungen. Zwei Ausnahmen bestätigten diese Regel: Berlin-Schöneberg und Leipzig-Connwitz.
In beiden Problemstadtteilen waren es junge Männer, die es darauf anlegten, ihre Kräfte mit denen der Polizei zu messen. Sie beanspruchten den öffentlichen Raum für sich und verwehrten Ordnungskräften hierzu den Zugang. In beiden Fällen gingen sie aggressiv und mit brachialer Gewalt gegen die vor Ort eingesetzten Beamten vor. Dabei wurde in Leipzig ein Polizist schwer verletzt.
Die Parallelwelten von Berlin-Schöneberg und Leipzig-Connwitz könnten unterschiedlicher nicht sein: hier Muslime, die ein archaisches, männlich dominiertes Weltbild gegen ihre vermeintlich Ungläubige Umgebung behaupten, dort Anarcho-Kommunisten, die beanspruchen, Gewalttaten im Dienste aufklärerische Ideale zu begehen.
Viel, viel schwerer als diese Ausschreitungen hat mich der Tot von Massa und 30 weiteren Gorillas, Orang-Utans und Schimpansen im Tropenhaus des Krefelder Zoos getroffen, ausgelöst offenbar durch illegal in den Abendhimmel entlassene sogenannte Himmelsleuchten. Als geborener Krefelder habe ich Massa zum ersten Mal 1975 gesehen – da war ich 10 Jahre alt. Und Massa war damals noch wild. Am Ende seines Lebens war er ein würdevoller Affensenior. Er möge in Frieden ruhen!
Die Affen im Zoo halten den jungen Männern von Berlin-Schöneberg und Leipzig-Connwitz den Spiegel vor. Die Ähnlichkeiten sind schwer zu übersehen.
Nicht die Ideologien randalieren gegen Menschen. Immer sind es Menschen, die sich mit der Ideologie einen Vorwand für Gewaltausbrüche suchen, nach denen ihnen der Sinn auch dann stände, wenn die von ihnen bemühten weltanschaulichen Konflikte nicht bestehen würden oder andere wären.
Wer diesen jungen, männlichen Mechanismus verstehen will, sollte öfter mal den Zoo besuchen.