Zuletzt aktualisiert 24. März 2021
Für den Ökonom Max Otte ist eine Kneipe keine Banalität, sondern ein Ort von großem kulturellen Wert. Sie ist sowohl Wohnzimmer, Entertainment-Konsole, Informationsbörse, Heiratsmarkt, als auch psychotherapeutische Praxis. In eben so einer Traditionskneipe sitzen wir nun also und unterhalten uns über Ottes jüngst erschienenes Buch „Auf der Suche nach dem verlorenen Deutschland“. Der Bestsellerautor beschreibt sein Werk als Rückschau in seine Jugend – als autobiografische Sammlung prägender Lebenserinnerungen, verknüpft mit einer Gesellschaftsanalyse. Es handelt, wie er sagt, von dem Land und der Kultur, die ihn geformt haben, was heute noch davon übrig ist und was verloren scheint.
Im Interview sprechen wir über die kreative Zerstörung, das Schwinden humanistischer Bildung und den allgegenwärtigen Werteverlust. Wir befinden uns in einer Ära der gesellschaftlichen Demontage – einer kulturellen Spätzeit. Und dennoch: Otte hat die Vision, sein verlorenes Deutschland irgendwann als ‚wiedergewonnen‘ bezeichnen zu können. Ein möglicher Weg dorthin ist die Erinnerung an unsere verlorene Kultur, um sie als Inspiration zur Wiederherstellung einer menschlicheren Welt zu nutzen – ob nun in Teilen, ganz oder auch ganz anders.