Zuletzt aktualisiert 1. Mai 2021
Die Szene ist für bestimmte Brüsseler Stadtteile eigentlich nichts Besonderes: Eine Gruppe junger Männer aus dem Maghreb entdeckt einen gut gekleideten Mit-30er, der sich allein in ihrem Kiez auf die Straße traut. Sein Smartphone gefällt ihnen, also versuchen sie, es ihm abzunehmen. Bei dieser Gelegenheit treiben sie ihr Opfer eine Zeitlang vor sich her.
In diesem Fall aber haben sie einen Europa-Abgeordneten erwischt: Mathias Vanden Borre, Jahrgang 1987, geboren in Schottland, sitzt für die liberal-konservative „Neue Flämische Allianz“ im Brüsseler Parlament. Er filmt die Treibjagd auf ihn und ruft die Polizei, die kurze Zeit später auch eintrifft und die Maghrebiner zwar nicht festnimmt, sie aber in die Flucht schlägt.
Vanden Borre, der mehrere Schläge abbekommen hat, wird von seinem Hausarzt für drei Tage krankgeschrieben. Er stellt seine Videoaufnahmen online und schildert in den sozialen Netzwerken, was ihm widerfahren ist:
„Sie haben mich getreten und mir dann ins Gesicht geschlagen. Dann bin ich weggelaufen. Sie verfolgten mich noch eine Weile. Einer von ihnen versuchte, mir den Weg zu versperren und mein Telefon zu schnappen, aber es hat nicht geklappt. Ich konnte die Polizei am Ende der Straße anrufen, und die war ziemlich schnell zur Stelle.“
Die „Neue Flämsiche Allianz“ hat sich bislang mit Kritik an der belgischen Zuwanderungspolitik eher zurückgehalten. Vanden Borre aber scheint zumindest nachdenklich geworden zu sein und schreibt auf Twitter:
„Ich bin sehr geschockt. Ich wohne hier in der Gegend und habe so etwas nicht erwartet. Schon gar nicht am helllichten Tag. Hoffentlich erwischen sie die Typen bald. Leider ist dies eine tägliche Realität in Brüssel. Ich sehe es als meine Aufgabe an, das anzuprangern.“