Namibia-Abkommen droht zu scheitern

Namibia-Abkommen droht zu scheitern

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Zuletzt aktualisiert 2. Juni 2021

Das geplante Abkommen der Bundesregierung mit Namibia über die Vergebung und die Wiedergutmachung von sehr bösem kolonialem Unrecht droht möglicherweise zu scheitern. Denn Namibia würde zwar großzügigerweise eine offizielle Entschuldigung von Bundespräsident Steinmeier akzeptieren, nicht aber die angebotene finanzielle Wiedergutmachung in Höhe von 1,1 Milliarden Euro. Stattdessen sollen es lieber 477 Milliarden Euro sein. Das meldet die „Bild“-Zeitung.

Voreilig wäre es, die Forderungen aus Windhuk als abenteuerlich und unprovoziert abzutun. Denn vor knapp einem Jahr hatte die Bundesregierung den Nachfahren der Deutsch-Südwestler noch 10 Millionen Euro angeboten, um „Wunden zu heilen“. Von „Völkermord“ war zu diesem Zeitpunkt keine Rede. Das berichtete die „FAZ“. Dann schlugen die Afrikaner auf eine sehr dicke Trommel, wiesen das Angebot als beleidigend zurück – und waren damit erfolgreich.

Berlin erhöhte auf das 110fache und bot 1,1 Milliarden Euro statt 10 Millionen an. Wenn das so gut funktioniert hat, warum dann nicht jetzt nochmal das mehr als 40fache fordern?

Namibia hat keine kurzfristig erschließbaren Ölquellen. Das Bruttoinlandsprodukt des Landes lag 2020 bei gerade einmal etwas mehr als 10 Milliarden US-Dollar, also rund 8,5 Milliarden Euro. Wenn das Land jemals reich werden will, woher soll der Reichtum kommen, wenn nicht aus Deutschland?

Um nicht missverstanden zu werden: Wir leben heute in einer Welt, in der weniger als ein Prozent aller Menschen über mehr als 50 Prozent aller materiellen Güter verfügen und sich die übrigen mehr als 99 Prozent die verbleibenden weniger als 50 Prozent des Wohlstands teilen. Das wird auf Dauer nicht gutgehen. Indessen gehören die meisten Deutschen nicht zu den weniger als ein Prozent, deren materielle Sammelleidenschaft der Mehrheit der Weltbevölkerung Kummer bereitet. Diese Bevölkerungsmehrheit wird aber unweigerlich zur Kasse gebeten werden, um die Milliarden für Namibia aufzubringen.

Das ist ungerecht. Und es schürt Streit, denn die Bundesregierung kann so viele Milliarden bieten wie sie will – am Ende biegt immer noch irgendjemand um die Ecke, der wortreich glaubt begründen zu können, warum gerade er zu kurz gekommen ist.

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