Zuletzt aktualisiert 29. April 2023
Im Jahr 2020 kaufte das Bundesgesundheitsministerium international FFP2-Atemschutzmasken im großen Stil ein. Die Behörde musste in diesem Zusammenhang einen Etat von 500 Millionen Euro loswerden. Das schien zunächst nicht einfach zu sein bei einem Produkt, das vor Corona pro Stück etwa 30 bis 50 Cent gekostet hat.
Also machte das Ministerium ein sogenanntes Open-House-Angebot: Es versprach jedem, der mindestens 25.000 FFP2-Masken liefern konnte, die Zahlung von 4,50 Euro pro Maske. Diese Praxis kritisierte selbst die ansonsten regierungsloyale ARD-„tagesschau“.
Wer eine solche Auslobung macht, muss mit dem Schlimmsten rechnen. Zum Beispiel damit, in einem Berg von FFP2-Masken zu ersticken. Also kam es, wie es kommen musste.
Alle möglichen und unmöglichen Händler, Glücksritter, Edelleute ebenso wie Betrüger, schütteten das Bundesgesundheitsministerium mit einem Vielfachen von je 25.000 FFP2-Masken zu. Und dann schickten sie Rechnungen. Viele Rechnungen. Einige davon über Millionenbeträge. Da das Angebot der Behörde keine Obergrenze vorsah, hätten diese Rechnungen über in der Summe 6,4 Milliarden Euro für etwas mehr als 1,4 Milliarden FFP2-Masken nach Recht und Gesetz mehrheitlich – nämlich in jedem Fall, in dem ordentlich geliefert worden ist – bezahlt werden müssen.
Das ging aber nicht, denn es standen ja nur 500 Millionen Euro zur Verfügung. Also war Kreativität gefragt, um die mittlerweile lästig gewordenen Maskenlieferanten abzuwimmeln und sie auf ihren Einkaufsrechnungen sitzen zu lassen. Viele dieser Lieferanten hatten den Politikbetrieb für ehrbar gehalten und sich eine solche Schweinerei überhaupt nicht vorstellen können. Was unsereiner ein wissendes Lächeln ins Gesicht zaubert, erwischte sie auf dem falschen Fuß und kostete manchen Kaufmann die wirtschaftliche Existenz.
Wer etwas nicht bezahlen will, macht die Ware madig. Das Bundesgesundheitsministerium beauftragte zu diesem Zweck Prüfer damit, den gelieferten FFP2-Masken Mängel anzuheften. Die taten wie befohlen. Hierauf gestützte verweigerte die Behörde in vielen Fällen die Zahlung.
Zu den Abgewimmelten gehörte auch die Firma einer jungen Frau, die sich nicht damit abfinden wollte, leer auszugehen. Sie klagte gegen den Staat, kam damit aber nicht weiter. Also ging sie auf’s Ganze und bandelte mit einem 51-jährigen Prüfer an, der an das Ministerium gelieferte Masken bewertet hatte – womit sie sich ein Strafverfahren einhandelte. Die „Bild“-Zeitung schreibt dazu:
„Laut Staatsanwaltschaft soll der 51-Jährige der Frau bei einem Treffen Anfang Juli 2020 angeboten haben, ihr gegen sexuelle Gefälligkeiten bei dem Rechtsstreit zu helfen. Es soll dann zu mehreren Treffen der beiden gekommen sein, zudem soll die 29-Jährige dem Mann aufreizende Bilder geschickt haben. Der Berater soll ihr dafür beispielsweise interne Prüfberichte gegeben haben.“
So läuft die Nachlese eines dunklen Kapitels der Coronazeit endgültig aus dem Ruder. Sex, Lügen und FFP2-Masken – dieser Wirtschaftskrimi passt in die Zeit und lädt zu einer Verfilmung ein. Fortsetzung nicht ausgeschlossen.
Eine Lieferantin von FFP2-Masken zeigte vollen Körpereinsatz, um vom Bundesministerium für Gesundheit Geld für die von ihr vorfinanzierte Ware zu erhalten. Ein Originalfoto der 29-Jährigen haben wir leider nicht, weshalb wir uns mit diesem Symbolfoto begnügen müssen.