Zuletzt aktualisiert 1. Juli 2023
Der Tod eines 17-jährigen Nordafrikaners in Nanterre, einem westlichen Vorort von Paris, hat tagelange, umfassende Ausschreitungen seiner Landsleute in vielen französischen Großstädten ausgelöst. 45.000 Polizisten stehen dagegen in einem Einsatz, der immer noch anhält. Sie versuchen, die Randalierer durch Ausgangssperren und massives öffentliches Auftreten in Schach zu halten.
Das misslang bislang gründlich. Autos und Gebäude gingen in Flammen auf. Eher durch Glück als durch die Umsicht der Beteiligten gab es keine weiteren Todesopfer.
Der eine junge Mann, der in Nanterre durch Schüsse aus einer Polizeiwaffe gestorben war, fuhr einen PKW, obwohl er keinen Führerschein hatte. Videoaufnahmen zeigen, wie ein Polizist auf ihn schoss, nachdem er das Fahrzeug beschleunigt hatte in der offensichtlichen Absicht, sich der Kontrolle zu entziehen.
Nachdem die Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen Totschlags gegen den Polizisten eingeleitet hat, dürfte in Frankreich künftig ein polizeiliches Durchgreifen gegen Personen, die ohne Führerschein ein Fahrzeug steuern, kaum noch möglich sein. Der Staat zieht sich – auch in Frankreich – offenbar immer mehr zurück von seiner Aufgabe, eine öffentliche Ordnung aufrecht zu erhalten, die zumindest vom nordafrikanischen Teil derjenigen Menschen, die ihren gewöhnlichen Aufenthalt in Frankreich haben, offenbar nicht anerkannt wird. Krankreich zeigt uns: Ist erst ein Kipp-Punkt überschritten, dann können auch Zehntausende Polizisten die Implosion der öffentlichen Ordnung nicht mehr aufhalten.
Was den Franzosen ihre Nordafrikaner sind, das sind und Deutsche unsere Türken und Araber. Wir wissen nicht wirklich, wie es mit ihnen weitergeht. Und mancher ahnt Böses.
In Frankreich erleben wir in diesen Tagen eine Eskalation, die auch uns in Deutschland jederzeit einholen kann. Da herrscht im öffentlichen Raum mit einem Mal wie in vormoderner Zeit das Recht des Stärkeren.
Das lehrt uns vor allem eines: Wehe dem, der schwach ist!