Fake News, Olaf Scholz und die Asylbewerber von Nordhausen

Fake News, Olaf Scholz und die Asylbewerber von Nordhausen

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Zuletzt aktualisiert 8. Januar 2024

Am 4. Januar 2024 machten Fotos einer Gruppe von Asylbewerbern in Oberröblingen bei Nordhausen in Sachsen-Anhalt in den sozialen Netzwerken die Runde. Sie wurden mit Fahrzeugen zu einer Anlage befördert, mit deren Hilfe Sandsäcke befüllt wurden, die zur Hochwasserabwehr benötigt werden. Am selben Tag war dort auch Olaf Scholz erschienen – nicht, um stundenlang Sandsäcke zu befüllen, sondern, um Hände zu schütteln, zu winken und sich filmen und fotografieren zu lassen.

Solche Schautermine mit Politikern werden von vielen Bürgern und durchaus auch von manchen Helfern im Hochwasserschutz als unglücklich empfunden und deshalb häufig in den sozialen Netzwerken kritisch kommentiert. Das gilt um so mehr, je weniger der Politikbetrieb zu einem effektiven Hochwasserschutz und zur schnellen Beseitigung von Hochwasserschäden beiträgt.

Im Zusammenhang mit dem publikumswirksamen Einsatz der Asylbewerber von Nordhausen entstand schnell das Gerücht einer Verbindung dieses Ereignisses zum Auftritt von Olaf Scholz, die allerdings um wenige Stunden verfehlt wurde. Scholz und die Asylbewerber befanden sich zwar am selben Ort, aber nicht zur gleichen Zeit an derselben Stelle.

Die „Mitteldeutsche Zeitung“ strickte daraus einen Bericht über Fake-News rund um den Scholz-Auftritt, dessen Kernthesen viele andere Medien übernahmen und ausschmückten. Wahr allerdings ist:

# Asylbewerber spielen bei der Bewältigung von Wetterereignissen und Naturkatastrophen in der Breite keine Rolle. Sie werden gelegentlich symbolträchtig herangekarrt und zum leicht durchschaubaren Zweck der politisch motivierten Sympathiewerbung medial fokussiert.

# Politiker nutzen Wetterereignissen und Naturkatastrophen aus, ums ich als „Macher“ in Szene zu setzen und dadurch vom Unglück anderer zu profitieren.

# Weite Teile der Bevölkerung haben diese Mechanismen durchschaut und gehen zur einschlägigen Berichterstattung der Massenmedien auf Distanz.

Für unsere nonkonforme publizistische Arbeit ist unabhängige Recherche-Arbeit und Liebe zum Detail wichtig. Unter Berücksichtigung aller Fakten macht Olaf Scholz im Hochwassergebiet auch dann keine gute Figur, wenn er es organisatorisch nicht in die Reihe bekommen hat, sich Asylbewerber als Statisten für seinen Film- und Fototermin in den Hintergrund stellen zu lassen, weil er dafür zu kurz vor Ort war, bevor er zum nächsten Termin eilte. Oder weil die Asylbewerber zu spät kamen.

Wichtig für unsere Arbeit ist aber auch, nur überprüfbare, authentische Informationen zu veröffentlichen und sowohl schnell als auch gründlich zu sein – also echten Journalismus zu machen und nicht nur eine Gesinnungsberichterstattung, die denen, die sie aufgreifen, möglicherweise eher schadet als nutzt.

Foto oben: Die Asylbewerber von Oberröblingen beim Biertrinken nach dem Befüllen der Sandsäcke.

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