Zuletzt aktualisiert 28. Mai 2024
Wer mit offenen Augen durch deutsche Städte geht, sich die Zustände der Straßen mit ihren vielen Schlaglöchern anschaut, den Menschen beim Knausern im Supermarkt und beim Flaschensammeln zusieht, nimmt die Verhältnisse in unserem Land völlig anders wahr als jene Zeitgenossen, deren Tor zur Außenwelt immer noch das Fernsehen und andere Massenmedien sind. Politik und Medien verbarrikadieren sich in einer Scheinwelt.
Da gewinnt die AfD bei den Kommunalwahlen in Thüringen 8,5 Prozent gegenüber der letzten Wahl. Und das öffentlich-rechtliche ZDF schlagzeilt dazu: „Kein AfD-Durchmarsch bei Kommunalwahlen“ – Was äußert diese Journaille, wenn SPD, Grüne oder CDU bei einer Wahl 8,5 Prozent hinzugewinnen?
Die absurde Breite der Berichterstattung über das vollkommen belanglose Handy-Video einer Gruppe jugendlicher Wochenend-Urlauber auf Sylt, die „Deutschland den Deutschen“ singen, zeigt noch einmal, welche letzte Machtposition den Massenmedien verblieben ist. Sie haben die Deutungshoheit über politische Inhalte verloren. Die Menschen folgen ihnen in der Sache (und zwar in jeglicher Sache) mehrheitlich nicht mehr. Aber ein letztes bleibt ihnen: Die Definitionsgewalt zumindest über Teile der Tagesordnung der politischen Debatte.
ARD, ZDF und Co. können noch die allerkleinste Mücke zu einem Elefanten aufblasen. Und innerhalb gewisser Grenzen verbleibt ihnen die Option, im Sinne einer wohlfeilen Schadensbegrenzung für ihre politischen Auftraggeber relevante Ereignisse totschweigen, allerdings um den Preis, immer mehr Medienmacht an die sozialen Netzwerke abzugeben.
Ignorieren können wir die Treibjagden der Massenmedien heute auf Schmitz, morgen auf Müller und übermorgen auf Meier und Schulze nicht. Die da auf Sylt vor wenigen Tagen noch gemütlich dem Alkohol zugesprochen haben, sind heute nüchtern und arbeitslos. Die billig und gerecht Denkenden statuieren an ihnen ein Exempel.
Nein, ignorieren können wir den Irrsinn nicht. Aber wir können ihn entlarven und seine Mechanismen erklären. Das nennt man „Gegenöffentlichkeit“. – Nie war sie so wertvoll wie heute!