Zuletzt aktualisiert 9. November 2024
Auf den letzten Metern wird der US-Präsidentschaftswahlkampf nochmal richtig emotional und schräg. Der Tod eines Eichhörnchens im Gewahrsam der New Yorker Umweltbehörde am vergangenen Mittwoch wurde zum Auslöser einer Schlammschlacht, die ein Schlaglicht wirft auf die politische Streitkultur in Übersee.
Das zahme Nagetier war ein Instagram-Star mit 600.000 Followern. Nachdem offenbar ein Neider den Besitzer angezeigt hatte wegen eines Verstoßes gegen das Verbot, Wildtiere zu halten, ließ die New Yorker Umweltbehörde das Tier beschlagnahmen. Dabei soll Peanut Widerstand geleistet und einen Behördenmitarbeiter gebissen haben. Deshalb wurde das Tier auf Tollwut untersucht, für krank befunden und eingeschläfert. Allerdings glaubt kaum jemand an den behördlichen Tollwut-Befund, denn Peanut wirkte bei seinen täglichen Video-Auftritten putzmunter und gesund.
So weit, so tragisch. Aber dann wurde der Fall politisch.
Irgendjemand fälschte eine Pressemitteilung von Donald Trump, in der es hieß: „Die Behörden von New York unter ihrer schrecklichen Gouverneurin setzen mehr Energie darauf, ein Eichhörnchen zu finden und zu beseitigen, das allem Anschein nach unschuldig ist, als die unkontrollierte Einwanderung illegaler Einwanderer zu kontrollieren, die in ihren Staat strömen.“
Als der Schwindel aufflog, war es bereits zu spät: Die Erklärung hatte in den sozialen Netzwerken die Runde gemacht und wurde bejubelt. Zahlreiche Trump-Unterstütze gaben echte Erklärungen zu dem Fall habe, der durch einen Hoax zum Politikum geworden war, darunter der New Yorker Kongressabgeordnete Nick Langworthy, der beklagte: „Im Staat New York haben wir Zufluchtsorte für illegale Einwanderer, während unschuldige Haustiere getötet werden.“
Elon Musk schlug in dieselbe Kerbe und twitterte: „Die Regierung sollte nicht das Recht haben, in dein Haus einzudringen und dein Haustier zu töten! Das ist doch krank.“
Nun kursieren Bilder einer angeblich für den Tod des Eichhörnchens verantwortlichen New Yorker Beamtin, die sich seither nicht mehr auf die Straße traut. Gegen sie und andere Beteiligte des Peanut-Falls werden die übelsten Drohungen ausgesprochen.
Peanut hält Politik und Medien in den USA den Spiegel vor. Kurz vor der Zielgeraden wirken die politischen Verhältnisse in den USA wie diejenigen in einer Seifenoper: Die Karikatur einer Demokratie, die offenbar kaum noch jemand ernstnimmt.