Zuletzt aktualisiert 21. Dezember 2019
Journalisten echauffieren sich wieder einmal über Gloria von Thurn und Taxis. Die hat bei einem Vortrag in Regensburg vor rund 100 führenden Vertretern der deutschen Forstwirtschaft Seitenhiebe gegen Greta Thunberg („autistisches Mädchen“) und die Klimadebatte der Massenmedien („systematische Irreführung“) ausgeteilt. Sie mahnte zur Versachlichung der Diskussion, „damit wir nicht irgendwo landen und totale Spinner das Thema beherrschen“.
Weniger öffentliche Beachtung fand ein Interview, das Prof. Hans-Werner Sinn dem Börsenportal des „Focus“ gegeben hat. Der Ökonom tut, was die Fürstin erhofft: er versachlicht die Debatte. Und zäumt dabei das Pferd von der anderen Seite auf, indem er den Blick wegrichtet von der Nachfrageseite, hin zur Angebotsseite fossiler Brennstoffe:
„Was passiert, wenn Deutschland seine Nachfrage verringert? Oder eine Gruppe wie die EU? Wo bleiben diese Brennstoffe, die wir jetzt nicht mehr kaufen? Angenommen, wir verzichten in Deutschland darauf und stellen alles auf E-Mobilität auf der Basis von neuem Grünstrom um. Glauben Sie denn, dass die Ölscheichs das Öl in der Erde lassen? Warum sollten sie das tun? Ich vermute eher, dass der Preisverfall, den unsere Nachfrageeinschränkung auf den Weltmärkten verursacht, die Scheichs veranlasst, noch mehr zu fördern, denn sie brauchen ja das Geld, um ihren Hofstaat zu finanzieren. Und leider wird alles verbrannt, was gefördert wird, und der Kohlenstoff geht in die Luft.“
Für die Zeit nach der grünen Wende in Europa prognostiziert Sinn folgerichtig ein Ansteigen der globalen CO2-Emmissionen:
„Bei fallendem Weltmarktpreis steigt die Nachfrage eben woanders, und es werden dort noch mehr SUVs und schwere Lkws gefahren. Länder, die auf die grüne Politik pfeifen, haben nun einen doppelten Vorteil. Erstens können sie das Öl verbrennen, das wir freigeben, und zweitens kriegen sie das Öl, das die Scheichs zusätzlich extrahieren. Das Weltklima ändert sich noch schneller, als es ohne unsere unilateralen Aktionen der Fall gewesen wäre. Ob Greta das bedacht hat?“
Warum zitieren nur wenige Medien Sinns Aussagen? – Ganz einfach: Sie sind schlüssig und führen den Greta-Hype ad absurdum. Das will im Politikbetrieb und bei den Massenmedien kaum jemand hören. Dort betreibt man lieber weiter – frei nach Frau von Thurn und Taxis – „systematische Irreführung“.
Foto oben: Pressebild thurnundtaxis.de, Rainer Fleischmann