Zuletzt aktualisiert 14. Februar 2020
Die Mafia in Montenegro arbeitet offenbar weniger gründlich als ihre italienischen Vorbilder. Ordnet die Cosa Nostra einen Mord an, dann ist die Zielperson regelmäßig mit überschaubarem Munitionsverbrauch tot. Kopfschuss und „aus“ – das ist der Qualitätsanspruch der Mafia im Süden Europas.
In Montenegro dagegen liefern sich handwerklich eher unbegabte Plagiatoren der Italiener einen peinlichen Wettbewerb der Pannen, nachdem der eine Mafiaclan dem anderen vorgeworfen hat, 200 Kilogramm Kokain gestohlen zu haben. Einen der beteiligten Clanchefs hat es kürzlich erwischt – aber nicht mit einem sauberen Kopfschuss, sondern mit 27 Einschüssen in Bauch, Armen und Beinen. Das Fatale an der Sache ist: Der Mafiosi lebt noch.
Und jetzt benötigt er selbstverständlich die bestmögliche medizinische Versorgung, und das kommt den deutschen Steuerzahler teuer zu stehen. Denn für diese bestmögliche medizinische Versorgung ist die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) gerade gut genug. Immerhin: Die Behandlung zahlt der Mann aus eigener Tasche in bar. Das gilt aber leider nicht für die Kosten der immensen Sicherheitsvorkehrungen.
Die MHH gleicht in diesen Tagen einer Festung. Die Klinik ist weiträumig von Polizisten mit Maschinenpistolen abgeriegelt. Rein kommt nur, wer sich ausweisen kann und unverdächtig erscheint. In der Klinik herrscht Film- und Fotografierverbot. Dort arbeiten derzeit mehr bewaffnete Polizisten als Ärzte.
Selbstverständlich wäre es möglich gewesen, den Mafiosi zur unerwünschten Person zu erklären und ihn gar nicht erst einreisen zu lassen. Aber das würde ein kleinwenig politischen Schneid verlangen, und wer mag den an den Tag legen? Was, wenn der Ärmste womöglich stirbt, weil wir Deutschen uns weigern, ihn zu behandeln?
Ein Lichtblick bleibt:
Die Schüsse auf jenen Mafiosi, der jetzt in Hannover wieder einsatzfähig gemacht wird, waren ein Anschlag von insgesamt bislang 24 im Rahmen der montenegrischen Mafiafehde. In den übrigen 23 Fällen ist die jeweilige Zielperson tot.
Bild oben: Straßenszene nach einem Mafiamord in Montenegro