Merkel-Dämmerung

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Zuletzt aktualisiert 18. Februar 2018

Der Anfang vom Ende der Kanzlerschaft Angela Merkels hat begonnen, noch bevor sie zum vierten Mal ins wichtigste deutsche Staatsamt gewählt worden ist, das sie seit 2005 innehat. Quälend lange und lustlos ziehen sich die Koalitionsverhandlungen hin, an deren Ende das Unvermeidbare stehen wird: Die Spitzenkandidatin der stärksten Fraktion im Deutschen Bundestag, Angela Merkel, wird noch einmal zur Kanzlerin gewählt.

Aufbruchstimmung sieht anders aus.

Die meisten Deutschen gehen nicht davon aus, dass die 63-Jährige bis 2021 durchhält. Das hat eine repräsentative Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Infratest Dimap im Auftrag des „Handelsblatt“ ergeben. 56 Prozent der Befragten nehmen demnach an: Merkel wirft vorzeitig hin. „Das Vertrauen in Angela Merkel schwindet“, bilanzieren die Wirtschaftsjournalisten die Stimmung im Volke.

Noch nie seit Gründung jenes Staates, dessen Bürger wir alle sind, hat ein deutscher Kanzler in Friedenszeiten dem eigenen Volk so sehr geschadet wie Angela Merkel. Trotzdem wäre es falsch, ihr Vorsatz oder einen finsteren Plan zu unterstellen.

Sie kann nicht anders.

Ihr politischer Ziehvater war Helmut Kohl. Der hat sein „Mädchen“ eingeführt in einen ideologiefreien Machiavellismus, bei dem es vor allem anderen darum geht, als Moderator der Strömungen aufzutreten, die der Zeitgeist in Bewegung setzt – unabhängig von der Frage, was eigentlich zu tun sei und unter welchem Gesichtspunkt auch immer als sinnvoll erscheinen mag.

„Kohls Mädchen“ gilt als Themenstaubsauger.

Atomkraft steht gerade im Verruf (Stichwort „Fukushima“) und bedroht ihre Mehrheit im Bundestag? – Weg damit!

Rot-Grün könnte von der Abweisung asylsuchender Menschen profitieren? – Sollen sie doch reinkommen!

Die linke Forderung nach der „Ehe für alle“ lässt die CDU/CSU alt aussehen? – Dann mag doch ein jeder heiraten, wen er will!

Merkel weiß, dass „die multi-kulturelle Gesellschaft keine lebensfähige Form des Zusammenlebens ist“. Genau so hat sie es selbst im Jahr 2000 formuliert. Trotzdem öffnete sie 2015 der multi-kulturellen Eskalation die Tore. Und damit lässt sie erkennen, dass sie Machiavelli vielleicht gelesen und womöglich sogar verstanden hat, aber nicht (mehr) in der Lage ist, seinem Rat zu folgen.

Der Florentiner empfahl: „Tust du Gutes, tu es langsam. Tust du Böses, tu es auf einmal.“ Und: „Die Menschen sind entweder liebenswürdig zu behandeln oder unschädlich zu machen, denn wegen geringfügigen Unrechts rächen sie sich.“

Angela Merkel hat nie versucht, die kulturelle Identität der Deutschen mit einem Schlag auszulöschen. Sie tat das von ihr selbst durchaus auch so erkannte Böse langsam, wo sie schlagartig hätte handeln müssen, um Erfolg zu haben, wozu ihr aber alle Voraussetzungen fehlten: angefangen beim Motiv, endend bei den objektiv erforderlichen Mitteln.

Anfangs gelang es ihr noch, Gegner in den eigenen Reihen auszuschalten: Friedrich Merz, Roland Koch, usw., hat sie erfolgreich kaltgestellt. Jetzt ist sie umgeben von Parteifreunden und politischen Partnern, die sie wieder und wieder vor den Kopf gestoßen hat, aber nicht vollständig erledigen konnte. Auf manche ist sie sogar angewiesen. – Das kann nicht lange gut gehen!

Viele wetzen die Messer und warten zu auf das Ende ihrer Kanzlerschaft. Und sie alle sehen Licht am Ende des Tunnels.

Vor allem in ihrer eigenen Partei wird die Erleichterung groß sein, wenn es sich endlich ausgemerkelt hat. Dafür bietet die erneute Koalition mit einer Merkel-freundlichen SPD die besten Voraussetzungen. Schon Machiavelli wusste:

„Mancher lässt den von selbst fallen, dem er beispringen würde, wenn ein anderer ihn stieße.“

Foto Angela Merkel: CC-Lizenz,  Tallinn Digital Summit




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