Zuletzt aktualisiert 10. September 2021
Die konservative britische Innenministerin Priti Patel hat die Küstenwache ihres Landes angewiesen, Migrantenboote im Ärmelkanal mit Kurs auf Großbritannien künftig nach Frankreich zurückzusenden. Dafür hatte sie sich zunächst rechtliche Rückendeckung geholt, wie britische Medien mitteilen.
Seit Anfang 2021 sollen bereits rund 13.000 Menschen über den Kanal nach Großbritannien gekommen sein. Das berichtet der „Spiegel“. Dabei handelt es sich aber offenbar lediglich um eine grobe Schätzung: Wer den britischen Patrouillenbooten entwischt und womöglich Kontakte in Großbritannien hat und deshalb für seine Unterbringen nicht auf behördliche Hilfe angewiesen ist, taucht in keiner Statistik auf.
Folgerichtig steht auch die Wirksamkeit der jetzt angeordneten Maßnahmen in Zweifel. Viele Wirtschaftsflüchtlinge sprechen keine andere Fremdsprache als Englisch. Für sie bleibt Großbritannien deshalb ein attraktives Ziel – und sie werden kreativ nach Möglichkeiten suchen, die britische Seeblockade zu umgehen.
Bis zum 8. September hatten Paris und London über eine einvernehmliche Regelung verhandelt, die illegale Überfahrten von der Kanalküste ins Vereinigte Königreich verhindern sollte. Der aktuelle Schritt der britischen Regierung ist offenbar eine Reaktion auf das Scheitern dieser Gespräche. Boris Johnson hat bereits angekündigt, „jede mögliche Taktik, die uns zur Verfügung steht“ anzuwenden, um den Zustrom von Armutsmigranten vom Festland zu stoppen.