Erdogan und die Türkisierung Deutschlands

Erdogan und die Türkisierung Deutschlands

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Zuletzt aktualisiert 21. Mai 2018

Der 20. Mai 2018 war ein guter Tag im Leben von Recep Erdogan. Der türkische Staatspräsident hatte zur politischen Heerschau nach Sarajewo geladen, und Tausende seiner Anhänger aus ganz Europa kamen, darunter viele aus Deutschland. Der 64-Jährige Politiker nutze die Gelegenheit, um seinen Landsleuten im Ausland drei Aufgaben zu stellen:

Erdogans Drei-Punkte-Plan

1.) Sprach- und Kulturerhalt: „Schützt eure Religion und eure Sprache sehr gut. Wenn ihr sie verliert, werdet ihr verloren gehen.“

Der Appell an die Türken im Ausland, Türken und Muslime zu bleiben, ist allen Bemühungen deutscher Integrationspolitiker um sprachliche und kulturelle Assimilation direkt entgegen gerichtet. „Sprache ist der Schlüssel zur Integration“, sagt Angela Merkel, und damit meint sie selbstverständlich den Erwerb der deutschen Sprache durch die Zuwanderer. Auch Erdogan rät den Türken in Deutschland, Deutsch zu lernen – aber nur aus taktischen Gründen, um der beruflichen und anderer Vorteile willen.

2.) Erwerb der Staatsangehörigkeit aus Kalkül: „Nehmt unbedingt die Staatsangehörigkeit der Länder an, in denen ihr lebt“, fordert Erdogan.

Gleichzeitig sollen die Türken aber rechtlich, kulturell und politisch Türken bleiben. Sie werden also Doppel-Staatsbürger, um in dem Land, in dem sie leben, alle angebotenen Vorteile mitnehmen zu können. So haben sich deutsche Politiker „Integration“ nicht vorgestellt – nein, so funktioniert Integration auch nicht, sondern vielmehr die Herausbildung eines „Staates im Staate“, wie Erdogan ihn anstrebt.

3.) Politische Machtübernahme: „Ich bitte Euch, dass ihr eine aktive Rolle in den politischen Parteien in den Ländern übernehmt, in denen ihr lebt. Ihr solltet ein Teil dieser Parlamente sein, nicht diejenigen, die ihr Land verraten.“

Loyale türkische Muslime, die nebenbei formal auch einen deutschen Pass besitzen und Deutsch sprechen, sollen also in deutsche Parlamente einziehen, um dort Politik im Sinne Ankaras zu machen. In anderen Ländern nennt man so etwas „Unterwanderung“. Aber im „weltoffenen“ und „toleranten“ Deutschland Angela Merkels ruft eine solche Äußerung des türkischen Präsidenten noch nicht einmal offiziellen deutschen Widerspruch hervor!

Die Türkei unterhält zwei Organisationen in Deutschland, die der Regierung in Ankara zu dem Zweck dienen, ihre Bevölkerung auf Linie zu halten und Erdogans Drei-Punkte-Plan umzusetzen, also: (1) In Deutschland leben, aber Türken bleiben, (2) den deutschen Pass abgreifen, aber nur aus taktischen Gründen, (3) sowie politisch aktiv werden, aber damit den Interessen der Türkei und nicht denen Deutschlands zuarbeiten. Diese beiden Organisationen sind die DITIB sowie die Union Europäisch-Türkischer Demokraten (UETD).

DITIB: Unterhaltung für die Massen

Die DITIB ist ein Organ der staatlichen türkischen Religionsbehörde in Ankara und formal eine religiös-kulturelle Vereinigung. Sie unterhält mehr als 900 Moscheen in Deutschland und hat mehr als hunderttausend Mitglieder. DITIB verherrlicht den Märtyrertod für den islam im „Heiligen Krieg“ der Muslime und lässt schon Kinder mit Spielzeuggewehren in türkischen Uniformen paradieren. Der aus Syrien stammende Politikwissenschaftlicher Bassam Tibi sagt über DITIB:

„DİTİB hat den Auftrag, die Integration der Türken zu verhindern, bekommt dafür aber (jährlich) 8,5 Millionen Euro Zuschüsse vom deutschen Staat für sogenannte Integrationsprojekte.“

DITIB ist eine religiös getarnte politische Massenorganisation Ankaras, über die der deutsche Staat seine eigene Unterwanderung finanziert.

UETD: Erdogans Elitetruppe

Die Union Europäisch-Türkischer Demokraten (UETD) dagegen ist Erdogans politische Elitetruppe in den Ländern der EU. Die Organisation ist klein, und ihre Vertreter gelten als gebildet und eloquent. Sie organisieren Wahlkampfauftritte der türkischen Regierungspartei AKP in Europa und klären Aktivitäten türkischer Regierungsgegner in Deutschland und anderen EU-Ländern auf.

Die elitäre Fassade bröckelt allerdings gelegentlich. So konnten ein deutsches Fernsehmagazin und eine Zeitung einem örtlichen UETD-Funktionär vorwerfen, den Osmanen Germania Boxclub mit einer „Bestrafungsaktion“ gegen den Fernsehmoderator Jan Böhmerman  beauftragt zu haben. Nach dem Putschversuch gegen Erdogan im Jahr 2016 drohte der UETD-Vorsitzende der Region Essen den Feinden des türkischen Präsidenten bei Twitter: „Ihr Ehrenlosen. Für euch gibt es keinen leichten Tod.“

Deutschland ist derzeit politisch zu schwach, um sich gegen die Aktivitäten von DITIB und UETD zu wehren. Die Altparteien haben ein Vakuum entstehen lassen, in das die planmäßig und gut organisiert vorgehenden staatlichen türkischen Organisationen hineinstoßen konnten.

Jeder Tag, den diese Situation länger anhält, schadet Deutschland. Es bedarf ganz offenbar einer grundstürzenden politischen Wende in der deutschen Politik, um dem spukhaften Wirken der AKP-Organisationen und der Türkisierungspolitik Erdogans auf deutschem Boden ein Ende zu bereiten.

Foto oben: Die Großmoschee in Köln ist Hauptsitz der DITIB, Foto: CC-Lizenz, Superbass

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