Zuletzt aktualisiert 21. Februar 2022
Die Polizei in Kanadas Hauptstadt Ottawa hat weite Teile der wochenlangen Proteste gegen die Corona-Politik der Regierung aufgelöst. Insgesamt seien 170 Menschen festgenommen und 53 Fahrzeuge abgeschleppt worden, teilte die Polizei am Samstagabend (Ortszeit) auf Twitter mit. Dabei habe es auch Festnahmen von Demonstranten in militärischer Schutzkleidung gegeben, die Nebelkerzen und Feuerwerkskörper bei sich getragen hätten.
Laut einem Bericht der «New York Times» sind bei der Räumung des Gebiets rund um das kanadische Parlament Lkw-Scheiben von Einsatzkräften eingeschlagen worden. Auch in Quebec und in der Nähe von Vancouver im Westen des Landes hat es am Samstag kleinere Proteste mit einigen hundert Teilnehmenden gegeben. In Ottawa kündigte Polizeichef Steve Bell Konsequenzen für diejenigen an, die dem Aufruf zur Räumung nicht nachkommen. «Wenn sie an diesem Protest beteiligt waren, werden wir aktiv versuchen, sie zu identifizieren, und uns bei ihnen mit finanziellen Forderungen und strafrechtlichen Konsequenzen melden», sagte Bell am Samstag.
Seit drei Wochen hatten in Kanada und vor allem in Ottawa Tausende gegen Corona-Beschränkungen und Impfvorschriften protestiert. Mit Lastwagen und anderen Fahrzeugen wurden unter anderem wichtige Grenzübergänge zu den USA und Teile der Hauptstadt blockiert. Das Leben der Anwohner wurde dadurch stark eingeschränkt. Auslöser der Proteste waren Impfvorschriften für Lastwagenfahrer. Am Montag verhängte Premier Justin Trudeau angesichts der Proteste erstmals in der kanadischen Geschichte den nationalen Notstand, mit dem Freiheitsrechte der Bürger zugunsten der Sicherheit empfindlich eingeschränkt werden können.
Die Polizeiaktion zur Räumung der Proteste in Ottawa begann in den vergangenen Tagen mit der Aufforderung an die Demonstranten, das Stadtzentrum schnellstmöglich zu verlassen. Die Polizei errichtete am Donnerstag zudem einen Sicherheitsbereich mit rund 100 Kontrollpunkten in der Innenstadt. Die Polizei erklärte auf Twitter, dass kein Tränengas eingesetzt worden sei, und dass es keine Verletzten gegeben habe. Auch Gerüchte in sozialen Netzwerken darüber, dass am Freitag eine Frau bei einem berittenen Einsatz auf den Boden gefallen und auf sie getrampelt worden sei, seien falsch. «Uns sind keinerlei Verletzungen bekannt», teilte die Polizei am Freitag mit.