Zuletzt aktualisiert 31. August 2022
Als Karl May im 19. Jahrhundert seine mittlerweile weltbekannten Indianergeschichten schrieb und veröffentlichte, schöpfte er nicht aus Erfahrungen, sondern aus seiner blühenden Phantasie und aus Erzählungen von Amerika-Heimkehrern, deren Geschichten er als Kegeljunge von den Besuchern einer Kegelbahn mit halbem Ohr mithörte. So wurde er unfreiwillig zum Urvater der „kulturellen Aneignung“ und des „Blackfacing“.
Erst Anfang des 20. Jahrhunderts bereiste der in die Jahre gekommene Schriftsteller den Orient und den nicht mehr ganz so wilden amerikanischen Westen. Seine Erzählungen schrieb er danach nicht um: Sie waren und sind bis heute reine Fiktion – Literatur eben, keine Völkerkunde.
Eine derartige Literatur sollte es nach Meinung mancher Gut- und Bessermenschen nicht geben. Zwar trauen sie sich noch nicht, die Verbannung des historischen Karl May einzufordern, aber zumindest ein Nachfolgewerk haben sie im August 2022 erfolgreich geächtet: Der Verlag Ravensburger hat sich entschieden, das Buch zum Kinofilm „Der junge Häuptling Winnetou“ vom Markt zu nehmen.
Der am 11. August 2022 angelaufene Film ist eine Nachfolgegeschichte zu „Winnetou“, bei der es um dessen Sohn geht, der ähnliche Abenteuer erlebt wie sein Vater. Alles frei erfunden im Stil Karl Mays.
Dazu schreibt die „B.Z.“: „Die Kritik lautet: Rassismus und kulturelle Aneignung!“
Man hüte sich vor Gut- und Bessermenschen im Karneval und beim Fasching. Überall lauern dort der „Rassismus“ und die „kulturelle“ Aneignung. Wie lange dürfen die Karl-May-Festspiele in Bad Segeberg noch stattfinden? Ist es zulässig, junge Menschen in der Schule mit Karl May zu konfrontieren? Vielleicht ja kritisch-distanziert und mit erhobenem Zeigefinger?
Derzeit läuft „Der junge Häuptling Winnetou“ im Kinderprogramm mancher Kinos. Wie lange noch?