Zuletzt aktualisiert 26. Oktober 2019
Von den USA aus gesehen ist Syrien ein Land jenseits des Atlantiks, weit weg und uninteressant. Von Deutschland aus gesehen ist Syrien das Land hinter der Türkei, und weil Millionen Türken und Kurden, deren Heimat auf türkischem, syrischem, irakischem und iranischem Gebiet liegt, in Deutschland leben, ist ein Krieg zwischen Türken und Kurden in Syrien für uns so etwas ähnliches wie ein innerdeutscher Konflikt. Die ersten Schlägereien zwischen Kurden und Türken fanden im Oktober im Ruhrgebiet statt. Weitere Auseinandersetzungen werden folgen.
Maischberger erklärt die Welt
Als Sandra Maischberger in der ARD am 20. Oktober über den Syrienkonflikt diskutieren ließ, konnte der Zuschauer den Eindruck gewinnen, nicht Recep Erdogan, sondern Donald Trump hätte seinen Truppen den Einmarsch nach Nordsyrien befohlen. Die gesamte erste Hälfte der Sendung bestand aus Trump-Bashing. Dabei hat Trump mit dem Rückzug der US-Truppen aus der Krisenregion lediglich eine schon lange öffentlich bekannt gemachte Ankündigung umgesetzt: die Aktion erfolgte weder überstürzt, noch überraschend. Trumps USA wollen nicht mehr den Weltpolizisten spielen, sondern in internationalen Konflikten nur noch unmittelbare US-Interessen wahrnehmen. Und die sind in Syrien nicht betroffen.
Die Truppen Assads sowie russische Streitkräfte sind in die entstandene Lücke nachgestoßen. Trump hat Erdogans militärisches Abenteuer nicht nur scharf verurteilt, sondern sofort empfindliche wirtschaftliche Nadelstiche gegen die Türkei gesetzt. Sein militärisches Ziel, die kurdischen Milizen in Nordsyrien auszuschalten, hat Erdogan jetzt schon verfehlt, weil ihm die Trump-Administration den freien Abzug dieser Streitkräfte aufgezwungen hat. Die türkischen Truppen stehen nun nutzlos im Norden Syriens herum und können sich ungünstigstenfalls an einer Handvoll Zivilisten vergehen, sind ansonsten aber für Ankara militärisch, wirtschaftlich und politisch nutzlos. Sie kosten jeden Tag Geld, ohne die türkische Führung ihrem Ziel näherzubringen, das kurdische militärische Potential in Syrien auszuschalten.
Bürgerkrieg auf deutschem Boden
Es bedarf keine großen geostrategischen Kenntnisse, um abzusehen, dass dieses Abenteuer für die Türkei nicht gut ausgehen wird. Bis sich diese Erkenntnis auch in Ankara durchsetzt, werden viele Menschen sterben. Und die Deutschen werden wieder einmal feststellen, dass eine multi-kulturelle Gesellschaft nicht nur Vorteile hat.
Wir brauchen keinen türkisch-kurdischen Bürgerkrieg auf deutschem Boden. Wer das nicht einsieht, sollte seine Sachen packen und gehen!