Donald Trump und die Stunde der Opportunisten

Donald Trump und die Stunde der Opportunisten

Zuletzt aktualisiert 23. Januar 2025

Die deutsche politische und mediale Klasse reagiert auf Donald Trump wie ein Hühnerhaufen, in den der Fuchs eingebrochen ist. Trumps Äußerungen über Zölle, den Ukrainekrieg und Grönland werden aufgeregt begackert. Die offizielle Gratulation des deutschen Bundeskanzlers zur Wahl Trumps ins US-Präsidentenamt umfasst gerade einmal vier nichtssagende Sätze. Immerhin: Putin hatte er im März vergangenen Jahres gar nicht gratuliert.

Ganz anders reagieren die kosmopolitischen Wirtschafts-Schwergewichte in den USA auf Trumps politische Renaissance. Die wollen offenbar auch weiterhin im Land der unbegrenzten Möglichkeiten gute Geschäfte machen und nicht als Quertreiber gelten.

Jeff Bezos, Amazon-Günder und Raumfahrtunternehmer, war einer der ersten, die schon vor der Wahl vorsichtig wurden. 2013 hatte er die „Washington Post“ gekauft, die jahrelang vor jeder Präsidentenwahl eine Empfehlung für den Kandidaten der Demokraten ausgesprochen hatte. Nicht so 2024. Da enthielt sich das Blatt einer Wahlaussage. Bei Trumps Amtseinführung stand Bezos zwischen Elon Musk und Mark Zuckerberg, klatschte brav und tat so, als sei er immer schon für Trump gewesen.

Zuckerberg gelobte sofort nach der Wahl Trumps, sein Zensurgehabe bei Facebook aufzugeben – allerdings nur in den USA. In Europa macht er damit weiter. Die Domain www.pro-trump.de war bis September 2017 auf eine Facebookseite konnektiert – wurde dann aber umgeleitet, weil deutschsprachige Richtigstellungen der ständigen massenmedialen Hetze gegen Donald Trump als Verstoß gegen die hiesigen Facebookrichtlinien gedeutet und wegzensiert worden sind.

Und dann ist da selbstverständlich noch Bill Gates, der unvermeidbare. Im Wahlkampf hatte er 50 Millionen US-Dollar für Kamala Haris gespendet. Am 18. Januar ging er dann nach Canossa, führte drei Stunden lang ein „thematisch breit gefächertes Gespräch“ mit Donald Trump, das er als „ziemlich faszinierend“ bewertete. Mit Trump und ihm sei nun alles bestens, erzählte Gates der US-Presse, denn: „Ich hatte das Gefühl, dass er voller Energie war und sich darauf freute, die Innovation mit voranzutreiben. Ich war ehrlich gesagt beeindruckt, wie sehr er sich für von mir angesprochene Themen interessierte.“ Das berichtet der „Spiegel“, der sich in den letzten Jahren mehrfach von der Bill-and-Melinda-Gates-Stiftung mit etlichen Millionen US-Dollar hat unter die Arme greifen lassen.

Zweifellos sind Teile der Menschheit eine widerwärtige Bande von opportunistischen Heuchlern. Andererseits können uns die US-Ereignisse beruhigen: Die weltfremde, woke, kosmopolitische Bewegung wird nicht nur in den USA, sondern auch in Europa nicht ausschließlich, aber auch von Opportunisten getragen. Sie haben bislang ihr Fähnchen in den Wind gehalten, und sie werden es auch künftig tun, wenn der politische Sturm aus einer anderen Richtung weht.

Fotos oben: Jeff Bezos: Urheber Van Ha, Lizenz Public Domain | Mark Zuckerberg: Copyright The White House from Washington, DC, Lizenz Public Domain | Bill Gates: Copyright European Union, Lizenz CC BY 4.0

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